THW und HSV

Nach vier Siegen in Folge in der Handballbundesliga ging das ostwestfälische Derby gegen den Aufsteiger TuS N-Lübbecke (09. März) total in die Hose. Mit 24:29 unterlag der TBV gegen die Nachbarn und schön anzusehen war das ganz und gar nicht. Nach dieser Arbeitsverweigerung stand Rekordmeister Kiel auf der Matte (14. März) und irgendwie schwante einem nichts Gutes, eher erwartete man ein Schlachtfest der Extraklasse, aber:

Ein verdienter Sieg…

Nach diesem Spiel war ich gezwungen, alles, aber auch alles zurückzunehmen, was ich mir vorher in Gedanken so zusammengereimt hatte!
Unglaublich, was der TBV da auf die Platte gelegt hatte. Dabei ließ die erste Viertelstunde gar nichts Gutes erahnen, denn die Mannschaft machte da weiter, wo sie in Lübbecke aufgehört hatte und das konsequent. Einzig Torwart Martin Galia bewahrte das Team vor Schlimmerem. Nach 15 Minuten stand es 3:9 und endlich nahm Mudrow die Auszeit und siehe da, der bis dahin scheintote TBV arbeitete sich Tor um Tor zurück. Von offensiver 5+1-Deckung auf die defensive 6:0-Abwehr umgestellt und auf einmal sogar in Unterzahl gegen die Kieler Abwehr erfolgreich.

Halbzeit 14:14.

Der Puls stieg merklich.

Und dann hatten die Lemgoer einen unglaublichen Lauf in der zweiten Halbzeit und langsam machte sich Euphorie breit. Ein glänzend aufgelegter Michael Kraus zog mit seiner Mannschaft von 19:17 (37.) über 24:19 (44.) auf zwischenzeitlich unglaubliche 28:21 davon!

Gegen Kiel!
Eiskalte Hände.
Denn es galt noch gut 12(!) Minuten zu überstehen und wie oft ist der TBV in dieser Saison auf den letzten Metern einfach eingebrochen…
Der gestiegene Puls artete in Herzrasen aus, als über vier Minuten vor Schluss Dominik Klein für den THW zum 29:30 traf, Kraus war im Gegenzug mit einem Schlagwurf erfolgreich (31:29), Offensivfoul Kim Andersson (THW) und kurz darauf Unterzahl Kiel (58.), Martin Strobel aus dem Rückraum zum 32:29 für den TBV. Beim Stand von 32:30 (59.) Siebenmeter Kiel, Sprenger versagen die Nerven und SIEG über den Rekordmeister! 32:30! Was für ein überragender Mittelblock! Was für ein Spiel.

Göttlich.

.. und eine verdiente Niederlage
Die Hamburger werden sich gefreut haben, hatten sie doch am 22. Spieltag völlig überraschend und sehr deutlich zuhause gegen den VfL Gummersbach verloren (31:39). HSV und THW trennt nur ein Punkt und vielleicht hatten die Kieler nach ihrer Niederlage gehofft, dass die Lemgoer mit den Hamburgern das gleiche Ding abziehen würden; ha, wie weit gefehlt! Dass die Partie (Halbzeitstand 17:10 für Hamburg) am Ende doch noch richtig spannend wurde und der HSV seine neun-Tore-Führung (27:18) ab der 49. Minute nach und nach verspielte, lag in erster Linie daran, dass sich die Gastgeber plötzlich Fehler in Serie erlaubten und nicht daran, dass sich die Lipper auf einmal den Arsch aufrissen. Es stand 31:30 als Bechtloff 13 Sekunden vor Schluss für den TBV zum fast unfassbaren 31:31 nachlegte, dann schnelle Mitte Hamburg, Tor Lijewski, noch fünf Sekunden und vorbei:
32:31 für den HSV.

Vollkommen zu recht.

Dazu ein Pflichtsieg gegen Balingen-Weilstetten sowie eine dumme knappe Niederlage gegen den direkten Tabellenkonkurrenten Groflwallstadt und auf Platz acht in die Länderspielpause gegangen.

EHF-Cup: CAI BM und Naturhouse

Nachdem sich die Ostwestfalen im Viertelfinale erfolgreich gegen den spanischen Vertreter CAI BM Aragón (30:23 und 30:31) durchgesetzt haben, wartet im Halbfinale abermals ein Team aus Spanien auf den TBV (die zweite Partie bestreiten SG Flensburg-Handewitt und Kadetten Schaffhausen):
Naturhouse Ciudad de Logrono.
Naturhouse?!
Was ist das denn?
Und wie sprechen die Spanier das aus?
Aber es gibt in der spanischen Liga ASOBAL auch einen Verein, der da Frigorificos Morrazo heißt.

„Kühlschränke/Kühlaggregate“ Morrazo ist Tabellenletzter.

Ein Blick auf die Homepage von Naturhouse La Rioja und den dazugehörigen Balonblog verraten folgendes:
Die Spanier erwarten einen Gegner aus einer anderen Galaxie („un rival de otra galaxia“), der sehr deutsch („el Lemgo
es un alemán muy alemán
„), sprich sehr hart/physisch spielt und für dessen Mittelblock man am besten eine gute Lebensversicherung hat.
Zudem:
die Namen! Der Etat! Das klingt alles ein wenig so, als würden die Riojanos eine germanische Handballkampftruppe mit einem Abwehrschlägerblock erwarten. Also David gegen Goliath, Geld gegen kein Geld: „Un equipo de 6,4 millones de presupuesto, larga trayectoria europea y mucha influencia se enfrenta a un espanol sin nombre ni dinero, ni
trayectoria.
“ (Eine Mannschaft mit einem Etat von 6,4 Millionen, großer europäischer Laufbahn und viel Einfluss trifft auf ein spanisches Team ohne Namen, ohne Geld und ohne nennenswerten Werdegang.)

Da möchte man doch glatt über die Pyrenäen rufen, aber die wollen doch nur spielen.

Und folgenden Hinweis hinterherschicken: die Liste der Spiele, in denen der TBV in dieser Saison auf der Platte nicht die vollen 60 Minuten geistig anwesend war, ist lang…

Showdown Teil I ist am 25. April in Logrono, Teil II dann eine Woche später am 2. Mai in Lemgo.