Völkerball

Sehr geehrte Leserschaft,

die Völkerball EM hat uns ja voll im Griff. Wir stellen uns brechend volle Stadthallen voller Teenager vor, die kreischend IHRER Mannschaft fröhnen. Unser Bundestrainer Hainer Brandt, in seinem Stil angelehnt an Mr. Moustache aka Dirk Diggler aus dem schönen  Film Boogie Nights, steht am Bandenrand und gibt Anweisungen an seine Tochter. Wirf doller, Lotte! Wie schön könnte es sein, wenn der Co-Autor unseres Ministers ein Rundfunkempfangsgerät hätte und sowieso Freund von Rundfunkempfang wäre. Aber aber, wir wollen mal nicht vom Thema abweichen.

Im schönen Dezember kommt es ja gelegentlich vor, dass Nachrichten im Postfach landen, die man erstmal interessiert verfolgt. So fragte eine Freundin einer Freundin mal nach, was man denn so koste, wenn man das mache,wozu man ausgebildet sei und auch noch möglichst kreativ. Kinder, sagt doch einfach vorher, dass es bei euch um ein Hobby geht – wir machen das nämlich nicht aus Spaß. Jedenfalls meistens nicht. Es ging also um einen Videodreh, Hip Hop mit einem aufstrebenden Künstler. Nagut, erzähl mal.

Man ließ sich also breitschlagen, fragte noch einen Kollegen, den Daniel, ob der nicht auch könne, weil man ja nebenbei auch noch ein paar Brötchen verdienen muss. So zog man also ins Niemannsland gegenüber der Bar 25 am Ostbahnhof. Ich für meinen Teil finde das Ergebnis ja ganz gut. Ich bin zwar nicht neidisch, dass der Arme Daniel den Tag im Kalten verbringen musste, nachdem wir die Einstellungen durchgesprochen hatten und ich mich ins warme Studio verdrückt habe,  aber länger dabei gewesen wäre ich schon gerne.

Und wenn der Herr Minister nun endlich mal rausfinden würde, wie man hier diese verdammten jiutjub-Videos einbinden kann, müsste ich auch nicht auf DIESES verweisen. [youtube] funktioniert jedenfalls nicht, auch wenn ich ewig gebraucht habe, auf einer MAC-Tastatur diese eckige Klammer zu finde.

In diesem Sinne, nachher erwartet mich ein ca. 10000  Meter langer Trailer für die ein- oder andere Lampe. Cheers, liebe Freunde!

Und der zweite Tag: Slowenien

Traurig aber wahr, bereits nach dem ersten Spiel hat das beinahe schon obligatorische Verletzungspech zugeschlagen: Stefan Schröder hat sich beim Spiel gegen Polen einen Riss des Trommelfells zugezogen und der Bundestrainer nomminierte den Göppinger Christian Schöne nach.

Nach dem hart umkämpften Spiel gegen Polen und der 25:27 Niederlage, ließ es sich die polnische Presse nicht nehmen, den Sieg entsprechend zu kommentieren. Da war laut dpa von Krieg und historischen Siegen die Rede, von verdroschenen und windelweich geschlagenen Deutschen und einem endlich besiegten Deutschland. Na, unter dem 2. Weltkrieg tun es manche Nationen gar nicht. Zum Glück spielen die Engländer nicht Handball.

Nun gegen Slowenien.

Die Slowenen haben am Dienstag überraschend Rekordeuropameister Schweden geschlagen, die noch mit 13:7 in die Pause gegangen waren und das Spiel dominiert hatten. Aber dann, in der zweiten Hälfte, verloren die Schweden nach und nach ihre Linie und in den sprichwörtlich letzten Minuten haben die Slowenen das Ding mit 27:25 noch für sich entscheiden können.

Der eigentliche Star der slowenischen Mannschaft ist ihr Trainer, Noka Serdarusic. Der war jahrelang sehr erfolgreich Coach des THW Kiel und kennt die deutschen Spieler, die hier auf der Platte stehen, aus dem Effeff.

Erste Halbzeit
Es war grausam und ganz ganz schlecht. Brand nach dem Spiel: „Das Schlimmste war nach zehn Minuten schon vorbei. Da konnte es nicht mehr schlechter werden.“

Nach sechs Minuten steht es 3:0 für Slowenien und Johannes Bitter hält die Deutschen mit seinen Paraden im Spiel. Ballverluste, permanente Hektik, zahllose Fehler und ein sehr guter slowenischer Torwart veranlassen Heiner Brand in der 9. Minute (4:0) dazu, die grüne Karte zu zücken, Auszeit.

Mahnt Ruhe an, keine Hektik im Spielaufbau.

Es war zum Haare raufen: 11. Minute, die Slowenen führen mit 6:2. Nach 12 Minuten: halte ich das bis zum Schluss durch (8:2)?

Dritter Treffer für Deutschland nach fünfzehneinhalb Minuten, 3:8.

Himmel hilf, 3:10 in der 19. Minute.

Und der deutsche Handballhimmel wurde sehr sehr dunkel. 23.Minute, und schon wieder wird dem Gegner das Torewerfen leicht gemacht, 13:7. Und Jogi Bitter ist echt angepisst. Zum Schreien und zum Heulen und zum Hibbeln. Zweieinhalb Minuten vor der Halbzeitpause steht es 14:9.

Halbzeit, 11:16 aus deutscher Sicht.

Sekunden vor Schluss das elfte Tor durch Theuerkauf. Und Christian Schwarzer ist zuversichtlich, dass der Fünf-Tore-Rückstand noch aufgeholt werden könne.

okey dokey.

Wie sagte Heiner Brand vor der EM? Man könne bei dieser Vorrundengruppe alle Spiele gewinnen, aber auch alle Spiele verlieren.

Zweite Halbzeit

35. Minute und ein Sechs-Tore-Rückstand, 15:21.

Kann ich mir das antun, will ich mir das antun?

17:23 (38. Minute). Parallel im Ticker das Spiel Tschechien gegen Frankreich: nachdem die Franzosen (Olympiasieger und Weltmeister) bereits ziemlich deutlich geführt hatten, steht es kurz vor Spielende 20:18. Am Dienstag hatten sie überraschend nur unentschieden gegen Ungarn (29:29) gespielt. Bahnt sich etwas ein erneutes Unentschieden an?

Zur Hälfte der zweiten Halbzeit kommen Heiners Jungs auf drei Tore ran, 23:26 (45. Minute).

Tempogegenstoß 46. Minute, 24:26!

Der Kommentator: „… noch ist alles drin, nur noch zwei Tore.“ Oh Scheiße: 7-Meter für Slowenien, Fahrkarte Deutschland und Tor Slowenien und da sind es wieder vier Tore, 28:24. Und fünf Tore (24:29) hinten dran. Noch elfeinhalb Minuten.

Ups, Frankreich hat hauchdünn gegen Tschechien gewonnen, 21:20 (16:10).

Was ist oder war denn mit denen los?!

Beim 26:30, will ich nicht mehr. 27:30, neuneinhalb Minuten vor dem Ende.

Uiuiui.

Und immer schwerer auszuhalten, 55. Minute 30:32! 30:33. 57.Minute, 32:33! Bitter blockt, aber 7-Meter für Slowenien: 32:34. Und dann wird es ganz ganz schlimm und der Drang, zur Fernbedinung zu greifen immer größer und die Hände zittern und sind kalt: zwei Tore von Kaufmann und Theuerkauf und in der 60. Minute erstmals der Ausgleich, 34:34.
Endstand.

Nicht einmal geführt, 60 Minuten lang einem Rückstand hinterher gelaufen und dann in letzter Minute ein Unentschieden erkämpft. (Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass die Deutschen Sekunden vor Schluss sogar die Möglichkeit zum Siegtreffer hatten. Auch wenn das wünschenswert gewesen wäre, wäre es doch ein wenig zu viel des Guten gewesen, nachdem, was sie da 45 Minuten lang auf die Platte gelegt haben.) Wie sagte Brand nach dem Spiel: „Es ist ein kleines Wunder, dass wir noch ein Unentschieden geschafft haben.“

Oh yes.

Polen hat sich mit einem Sieg über Schweden (27:24) bereits für die Hauptrunde qualifiziert, ebenso Slowenien nach diesem Unentschieden.
Deutschland würde gegen Schweden am Freitag ein sogar Unentschieden reichen, um in die Haputrunde zu kommen. Aber ein Sieg wäre schon schön, auch wenn das Ergebnis nicht mit in die Hauptrunde genommen wird.

Endlich ist es soweit: Handball EM

Deutschland spielt in der (Vorrunden) Gruppe C gegen Polen, Slowenien und Schweden. Die ersten drei qualifizieren sich für die Hauptrunde, die Ergebnisse gegen die ebenfalls qualifizierten Teams werden mitgenommen. Aus der Hauptrunde (zwei Gruppen je sechs Mannschaften) ziehen dann die
jeweils zwei Gruppenbesten ins Halbfinale ein.

Drei Minuten

Im ersten Spiel ging es gegen Polen, dem Gegner der Deutschen im WM-Finale 2007 und dem Dritten der WM 2009. Bis zur spielentscheidenden 28. Minute war es vor allem der Torwart Johannes Bitter, der seine Mannschaft mit sechs abgewehrten Bällen im Spiel hielt (davon zwei 7-Meter). Es stand 8:8 (Ausgleich Kaufmann in der 27. Minute), als die Deutschen plötzlich wie von der Rolle agierten und gar nicht mehr mitspielten: innerhalb von drei Minuten kassierten sie vier(!) Gegentore, drei davon auch noch in Überzahl.

Ganz schlecht.

Und was kurz zuvor noch wie ein umkämpftes Handballspiel mit wenigen Toren aussah, verwandelte sich in ein sehr ungünstiges Halbzeitergebnis, 8:12.

Und in der zweiten Hälfte wurde es nicht wirklich besser. Die
schrecklichen drei letzten Minuten der ersten Hälfte lieflen sich nicht
mehr aufholen. Und das, obwohl die Polen schwach in die zweite Halbzeit
starteten. Sehr viel Kampf und sehr wenig Spiel.

Eine viertel Stunde vor Ende stand es 12:18. Und auch wenn sich Brands Truppe in den letzten fünf Minuten dreimal auf zwei Tore heran kämpfte, es reichte nicht. Wie schrieb Christian Zaschke in der SZ: „… doch die Polen behielten die Nerven, sie brachten den Vorsprung ins Ziel – den Vorsprung, den sie sich in den drei Minuten erspielt hatten, als die Deutschen das Mitspielen vergaßen.“

25:27. Sehr traurig.