Und der zweite Tag: Slowenien

Traurig aber wahr, bereits nach dem ersten Spiel hat das beinahe schon obligatorische Verletzungspech zugeschlagen: Stefan Schröder hat sich beim Spiel gegen Polen einen Riss des Trommelfells zugezogen und der Bundestrainer nomminierte den Göppinger Christian Schöne nach.

Nach dem hart umkämpften Spiel gegen Polen und der 25:27 Niederlage, ließ es sich die polnische Presse nicht nehmen, den Sieg entsprechend zu kommentieren. Da war laut dpa von Krieg und historischen Siegen die Rede, von verdroschenen und windelweich geschlagenen Deutschen und einem endlich besiegten Deutschland. Na, unter dem 2. Weltkrieg tun es manche Nationen gar nicht. Zum Glück spielen die Engländer nicht Handball.

Nun gegen Slowenien.

Die Slowenen haben am Dienstag überraschend Rekordeuropameister Schweden geschlagen, die noch mit 13:7 in die Pause gegangen waren und das Spiel dominiert hatten. Aber dann, in der zweiten Hälfte, verloren die Schweden nach und nach ihre Linie und in den sprichwörtlich letzten Minuten haben die Slowenen das Ding mit 27:25 noch für sich entscheiden können.

Der eigentliche Star der slowenischen Mannschaft ist ihr Trainer, Noka Serdarusic. Der war jahrelang sehr erfolgreich Coach des THW Kiel und kennt die deutschen Spieler, die hier auf der Platte stehen, aus dem Effeff.

Erste Halbzeit
Es war grausam und ganz ganz schlecht. Brand nach dem Spiel: „Das Schlimmste war nach zehn Minuten schon vorbei. Da konnte es nicht mehr schlechter werden.“

Nach sechs Minuten steht es 3:0 für Slowenien und Johannes Bitter hält die Deutschen mit seinen Paraden im Spiel. Ballverluste, permanente Hektik, zahllose Fehler und ein sehr guter slowenischer Torwart veranlassen Heiner Brand in der 9. Minute (4:0) dazu, die grüne Karte zu zücken, Auszeit.

Mahnt Ruhe an, keine Hektik im Spielaufbau.

Es war zum Haare raufen: 11. Minute, die Slowenen führen mit 6:2. Nach 12 Minuten: halte ich das bis zum Schluss durch (8:2)?

Dritter Treffer für Deutschland nach fünfzehneinhalb Minuten, 3:8.

Himmel hilf, 3:10 in der 19. Minute.

Und der deutsche Handballhimmel wurde sehr sehr dunkel. 23.Minute, und schon wieder wird dem Gegner das Torewerfen leicht gemacht, 13:7. Und Jogi Bitter ist echt angepisst. Zum Schreien und zum Heulen und zum Hibbeln. Zweieinhalb Minuten vor der Halbzeitpause steht es 14:9.

Halbzeit, 11:16 aus deutscher Sicht.

Sekunden vor Schluss das elfte Tor durch Theuerkauf. Und Christian Schwarzer ist zuversichtlich, dass der Fünf-Tore-Rückstand noch aufgeholt werden könne.

okey dokey.

Wie sagte Heiner Brand vor der EM? Man könne bei dieser Vorrundengruppe alle Spiele gewinnen, aber auch alle Spiele verlieren.

Zweite Halbzeit

35. Minute und ein Sechs-Tore-Rückstand, 15:21.

Kann ich mir das antun, will ich mir das antun?

17:23 (38. Minute). Parallel im Ticker das Spiel Tschechien gegen Frankreich: nachdem die Franzosen (Olympiasieger und Weltmeister) bereits ziemlich deutlich geführt hatten, steht es kurz vor Spielende 20:18. Am Dienstag hatten sie überraschend nur unentschieden gegen Ungarn (29:29) gespielt. Bahnt sich etwas ein erneutes Unentschieden an?

Zur Hälfte der zweiten Halbzeit kommen Heiners Jungs auf drei Tore ran, 23:26 (45. Minute).

Tempogegenstoß 46. Minute, 24:26!

Der Kommentator: „… noch ist alles drin, nur noch zwei Tore.“ Oh Scheiße: 7-Meter für Slowenien, Fahrkarte Deutschland und Tor Slowenien und da sind es wieder vier Tore, 28:24. Und fünf Tore (24:29) hinten dran. Noch elfeinhalb Minuten.

Ups, Frankreich hat hauchdünn gegen Tschechien gewonnen, 21:20 (16:10).

Was ist oder war denn mit denen los?!

Beim 26:30, will ich nicht mehr. 27:30, neuneinhalb Minuten vor dem Ende.

Uiuiui.

Und immer schwerer auszuhalten, 55. Minute 30:32! 30:33. 57.Minute, 32:33! Bitter blockt, aber 7-Meter für Slowenien: 32:34. Und dann wird es ganz ganz schlimm und der Drang, zur Fernbedinung zu greifen immer größer und die Hände zittern und sind kalt: zwei Tore von Kaufmann und Theuerkauf und in der 60. Minute erstmals der Ausgleich, 34:34.
Endstand.

Nicht einmal geführt, 60 Minuten lang einem Rückstand hinterher gelaufen und dann in letzter Minute ein Unentschieden erkämpft. (Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass die Deutschen Sekunden vor Schluss sogar die Möglichkeit zum Siegtreffer hatten. Auch wenn das wünschenswert gewesen wäre, wäre es doch ein wenig zu viel des Guten gewesen, nachdem, was sie da 45 Minuten lang auf die Platte gelegt haben.) Wie sagte Brand nach dem Spiel: „Es ist ein kleines Wunder, dass wir noch ein Unentschieden geschafft haben.“

Oh yes.

Polen hat sich mit einem Sieg über Schweden (27:24) bereits für die Hauptrunde qualifiziert, ebenso Slowenien nach diesem Unentschieden.
Deutschland würde gegen Schweden am Freitag ein sogar Unentschieden reichen, um in die Haputrunde zu kommen. Aber ein Sieg wäre schon schön, auch wenn das Ergebnis nicht mit in die Hauptrunde genommen wird.