Rambo, Norwegen, Kunstinstallation

(Sie denken, dass passt nicht zusammen, aber:)

Ich möchte hiermit festhalten, dass die unter der Überschrift „Der deutsche Handball und ich“ stehende Feststellung „hier trennen sich unsere Wege“ definitiv kein Ausrufezeichen verdient. Ein Punkt ist hier das einzig richtige Interpunktionszeichen.

Wenn die Niederlage gegen Frankreich eine Schmach war, dann muss das Wort erst noch gefunden werden, das das Spiel gegen Norwegen beschreibt. Das war gegen NORWEGEN.

Also gegen die Mannschaft, in der der Spieler mit dem definitiv coolsten Namen des Tuniers steht: Christoffer Rambo.

RAMBO.

Wie mir der Bundeslichtminister glaubhaft versichern konnte, gewinnt man kein Spiel gegen ein Team, in dem Rambo mitspielt. (Ich vermute, dass der Herr Minister diese Aussage mit fundierten Kenntnissen filmkulturellen Wissens hieb- und stichfest belegen kann.) Auch wenn er Jahrgang 1989 und blond ist. (Also der Spieler, nicht der Herr Minister. Anm.d.Mi.)

Ich habe beschlossen, das Spiel als Kunstinstallation zu sehen, Titel: „Sprenger steht rechtsaußen und wartet auf ein Anspiel.“

Um die Worte unseres geschätzten Bundeslichtministers zu zitieren: „Genau! Gute Einstellung: Kunstinstallation. Nicht wirklich verständlich, manchmal seltsam anzuschauen aber nachher immer gut für einen Small Talk.“

In diesem Sinne.

„Spiel‘ doch die Überzahl aus“

Genau das, was die Begegnung mit Ägypten am Ende zu einem Arbeitssieg werden ließ, kostete der deutschen Mannschaft im Spiel gegen Spanien den Sieg: Nach einer 21:18-Führung ging die Partie in den letzten 10 Minuten verloren, als sich die Ungenauigkeiten auf dem Spielfeld häuften. Gegen Mannschaften wie Ägypten mag man damit glimpflich davonkommen, aber nicht gegen Spanien. Die 24:26-Niederlage ist um so ärgerlicher, als dass die Spanier eben nicht unschlagbar sind. Und wenn es eine Mannschaft gibt, die Nachlässigkeiten wirklich bestraft, dann sind es die Franzosen.

Gleich vorweg: ja, sie haben (fast) jeden technischen Fehler und (fast) jeden ungenauen Abschluss des deutschen Teams bestraft und mit 30:23 gewonnen. Dabei war der Beginn vielversprechend. Nach 20 Minuten kamen die ersten Unkonzentriertheiten (s.o.), dazu mehrere unglückliche Lattentreffen von Kraus und Hens, eine etwas ungünstige Kombination in einem Match gegen Frankreich. Zur Pause 10:13 und das Mantra des Kommentators: „Da geht noch was gegen diese starken Franzosen.“

Les jeux sont faits

Dann die zweite Halbzeit. Oh man. Paralleluniversum. Wenn man die ersten zwanzig Minuten der ersten Hälfte und die ersten zwanzig Minuten der zweiten Hälfte nebeneinander sehen würde, man hätte seine Schwierigkeiten zu glauben, dass es sich um das selbe Spiel handelt. Zeitweise brach die Mannschaft auseinander: kopflose „Angriffe“, Gesichter und Körperhaltung sprachen Bände. Am Ende ließ der amtierende Weltmeister Gnade walten und schickte „nur noch“ die zweite Reihe aufs Parkett.

Die Franzosen: lauter hübsche Männer auf der Platte

Wow!, was für ein schönes Spiel von den Franzosen. In der Abwehr scheinen die wie in Beton gegossen zu stehen und das Angriffsspiel erst… Dabei hatte man noch mal nicht das Gefühl, dass die Mannschaft 100% ihrer Leistung abgerufen hat, war ja auch nicht notwendig. Überhaupt ist ihr Spiel von einer unglaublichen Physis und Kraft geprägt und sieht dabei geradezu leicht und spielerisch aus, zum dahinschmelzen. Da ist zum Beispiel Luc Abalo, der nach dem Absprung scheinbar sekundenlang in der Luft steht, bevor der Ball seine Hand verlässt und ins Tor rauscht. Ach, Momente für die Ewigkeit…

Und nicht nur ihr Spiel ist schön, nein, die meisten Spieler sind auch noch wirklich sehr hübsch anzuschauen. Lauter schöne Männer, deren imposante Körper in den engsitzenden Trikots noch einschüchternder wirken. Okay, manche mit etwas knubbligen Nasen, aber das ist der Sportart geschuldet. Ansonsten: hübsch, aber echt.

Doppel Spezial

Oh ja, endlich ist es soweit: Handball WM in Schweden!

Mit so illustren Teilnehmern wie Australien (mit einer 12:47 Auftaktniederlage gegen Dänemark), Barhain oder Chile (u.a. mit den Brüdern Erwin und Emil Feuchtwang) und Schiedsrichtern von der Elfenbeinküste und aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, zwei Kernländern des Handballsports. Auch wieder dabei ist jenes Schiriduo aus Slowenien, denen die Pantomimen dieser Welt die Inspiration zum „Albatros auf Speed“ (SZ) verdanken. Damals bei der WM 2009 humpelrannte Bundestrainer Brand nach dem Spiel gegen Norwegen aufs Feld und lief so schnell es die operierte Hüfte erlaubte mit erhobener Faust und wutentbranntem Gesicht hinter den Slowenen her, die einen echten Bockmist zusammengepfiffen hatten.

Schon bevor es am Freitag gegen Ägypten losging, wurde von deutscher Fernsehseite aus gleich mal DAS Endspiel heraufbeschworen, auf das selbstredend noch die Endspiele gegen Spanien, Frankreich (Olympiasieger 2008, Weltmeister 2009 und Europameister 2010) und Tunesien (Afrikameister) folgen werden.

Ein Endspiel wurde es dann doch nicht, aber ein 30:25 Arbeitssieg wie es auf Sportdeutsch heißt. Ägypten ging mit offensivem Körpereinsatz zu Werke, auch gern mit den Worten „extrem emotional“ umschrieben. Deutschland mit einer konzentrierten Leistung (abgesehen von den letzten Minuten) und einem großartigen Gensheimer (9 Tore bei 9 Versuchen).

Das Spiel gegen Bahrain wurde dann zu einer „Bewegungsübung“, die Brands Jungs mit einem standesgemäßen 38:18 (20:9) für sich entschieden. Anekdote am Rande: Der WM-Neuling vom Persischen Golf qualifizierte sich für die Endrunde in Schweden in der sprichwörtlich letzten Sekunde mit einem spektakulären Siegtreffer aus 30 Metern Entfernung gegen Saudi Arabien im Halbfinale bei den Asienmeisterschaften 2010. Und nach der Gruppenauslosung in Göteborg zeigte sich der Torwart des Teams hocherfreut darüber, gegen die Großen aus Deutschland, Frankreich und Spanien ranzumüssen: „It’s the best that could happen to our team and our country“. Übersetzt: Hauptsache ist der Spaß an der Sache.

Ein erstes schrecklich schreckliches Spiel (auch Endspiel genannt) gibt es dann am Montag gegen Spanien und am Mittwoch dann DER Knaller gegen Favorit Frankreich. Herzrasen. Eiskalte Hände. Strapazierte Nerven.

Endspiele, weil (vorausgesetzt Deutschland qualifiziert sich für die Hauptrunde, wovon das Fanherz einfach mal ausgeht) die Punkte gegen die beiden anderen Teams mitgenommen werden, die sich ebenfalls für die Hauptrunde qualifizieren. In der Hauptrunde bekommen es die Teams der Gruppe A (das Fanherz tippt auf Deutschland, Frankreich und Spanien) mit den ersten drei Mannschaften der Brasilien, Island, Japan, Norwegen, Österreich und Ungarn zu tun (Tipp: Island, Norwegen und Ungarn).

Heute ist es soweit…

Heute ist es soweit und die Weltmeisterschaft im Handball 2011 wird in Schweden eröffnet. Viele Fans warten schon lange auf diesen Augenblick.

Heute, am 13.01.2011, ist es soweit und der Gastgeber wird die 22. Ausgabe der Handball WM eröffnen. Schweden gegen Chile wird es ab 20:15 Uhr heißen.

Zuvor gibt es die Eröffnungsfeier zu sehen. Live wird es das Spiel ebenfalls zu sehen geben, denn Sport 1 übertragt die Partie. Ob es einen Video Live Stream im Internet gibt ist uns nicht bekannt.

Die deutschen Spiele sollen dann auch von den öffentlich rechtlichen ausgestrahlt werden.

5184698316_885705d80d_o.jpg

Deutschland wird sein erstes Spiel am Freitag haben. Dort müssen sie gegen Ägypten antreten.

THW und HSV

Nach vier Siegen in Folge in der Handballbundesliga ging das ostwestfälische Derby gegen den Aufsteiger TuS N-Lübbecke (09. März) total in die Hose. Mit 24:29 unterlag der TBV gegen die Nachbarn und schön anzusehen war das ganz und gar nicht. Nach dieser Arbeitsverweigerung stand Rekordmeister Kiel auf der Matte (14. März) und irgendwie schwante einem nichts Gutes, eher erwartete man ein Schlachtfest der Extraklasse, aber:

Ein verdienter Sieg…

Nach diesem Spiel war ich gezwungen, alles, aber auch alles zurückzunehmen, was ich mir vorher in Gedanken so zusammengereimt hatte!
Unglaublich, was der TBV da auf die Platte gelegt hatte. Dabei ließ die erste Viertelstunde gar nichts Gutes erahnen, denn die Mannschaft machte da weiter, wo sie in Lübbecke aufgehört hatte und das konsequent. Einzig Torwart Martin Galia bewahrte das Team vor Schlimmerem. Nach 15 Minuten stand es 3:9 und endlich nahm Mudrow die Auszeit und siehe da, der bis dahin scheintote TBV arbeitete sich Tor um Tor zurück. Von offensiver 5+1-Deckung auf die defensive 6:0-Abwehr umgestellt und auf einmal sogar in Unterzahl gegen die Kieler Abwehr erfolgreich.

Halbzeit 14:14.

Der Puls stieg merklich.

Und dann hatten die Lemgoer einen unglaublichen Lauf in der zweiten Halbzeit und langsam machte sich Euphorie breit. Ein glänzend aufgelegter Michael Kraus zog mit seiner Mannschaft von 19:17 (37.) über 24:19 (44.) auf zwischenzeitlich unglaubliche 28:21 davon!

Gegen Kiel!
Eiskalte Hände.
Denn es galt noch gut 12(!) Minuten zu überstehen und wie oft ist der TBV in dieser Saison auf den letzten Metern einfach eingebrochen…
Der gestiegene Puls artete in Herzrasen aus, als über vier Minuten vor Schluss Dominik Klein für den THW zum 29:30 traf, Kraus war im Gegenzug mit einem Schlagwurf erfolgreich (31:29), Offensivfoul Kim Andersson (THW) und kurz darauf Unterzahl Kiel (58.), Martin Strobel aus dem Rückraum zum 32:29 für den TBV. Beim Stand von 32:30 (59.) Siebenmeter Kiel, Sprenger versagen die Nerven und SIEG über den Rekordmeister! 32:30! Was für ein überragender Mittelblock! Was für ein Spiel.

Göttlich.

.. und eine verdiente Niederlage
Die Hamburger werden sich gefreut haben, hatten sie doch am 22. Spieltag völlig überraschend und sehr deutlich zuhause gegen den VfL Gummersbach verloren (31:39). HSV und THW trennt nur ein Punkt und vielleicht hatten die Kieler nach ihrer Niederlage gehofft, dass die Lemgoer mit den Hamburgern das gleiche Ding abziehen würden; ha, wie weit gefehlt! Dass die Partie (Halbzeitstand 17:10 für Hamburg) am Ende doch noch richtig spannend wurde und der HSV seine neun-Tore-Führung (27:18) ab der 49. Minute nach und nach verspielte, lag in erster Linie daran, dass sich die Gastgeber plötzlich Fehler in Serie erlaubten und nicht daran, dass sich die Lipper auf einmal den Arsch aufrissen. Es stand 31:30 als Bechtloff 13 Sekunden vor Schluss für den TBV zum fast unfassbaren 31:31 nachlegte, dann schnelle Mitte Hamburg, Tor Lijewski, noch fünf Sekunden und vorbei:
32:31 für den HSV.

Vollkommen zu recht.

Dazu ein Pflichtsieg gegen Balingen-Weilstetten sowie eine dumme knappe Niederlage gegen den direkten Tabellenkonkurrenten Groflwallstadt und auf Platz acht in die Länderspielpause gegangen.

EHF-Cup: CAI BM und Naturhouse

Nachdem sich die Ostwestfalen im Viertelfinale erfolgreich gegen den spanischen Vertreter CAI BM Aragón (30:23 und 30:31) durchgesetzt haben, wartet im Halbfinale abermals ein Team aus Spanien auf den TBV (die zweite Partie bestreiten SG Flensburg-Handewitt und Kadetten Schaffhausen):
Naturhouse Ciudad de Logrono.
Naturhouse?!
Was ist das denn?
Und wie sprechen die Spanier das aus?
Aber es gibt in der spanischen Liga ASOBAL auch einen Verein, der da Frigorificos Morrazo heißt.

„Kühlschränke/Kühlaggregate“ Morrazo ist Tabellenletzter.

Ein Blick auf die Homepage von Naturhouse La Rioja und den dazugehörigen Balonblog verraten folgendes:
Die Spanier erwarten einen Gegner aus einer anderen Galaxie („un rival de otra galaxia“), der sehr deutsch („el Lemgo
es un alemán muy alemán
„), sprich sehr hart/physisch spielt und für dessen Mittelblock man am besten eine gute Lebensversicherung hat.
Zudem:
die Namen! Der Etat! Das klingt alles ein wenig so, als würden die Riojanos eine germanische Handballkampftruppe mit einem Abwehrschlägerblock erwarten. Also David gegen Goliath, Geld gegen kein Geld: „Un equipo de 6,4 millones de presupuesto, larga trayectoria europea y mucha influencia se enfrenta a un espanol sin nombre ni dinero, ni
trayectoria.
“ (Eine Mannschaft mit einem Etat von 6,4 Millionen, großer europäischer Laufbahn und viel Einfluss trifft auf ein spanisches Team ohne Namen, ohne Geld und ohne nennenswerten Werdegang.)

Da möchte man doch glatt über die Pyrenäen rufen, aber die wollen doch nur spielen.

Und folgenden Hinweis hinterherschicken: die Liste der Spiele, in denen der TBV in dieser Saison auf der Platte nicht die vollen 60 Minuten geistig anwesend war, ist lang…

Showdown Teil I ist am 25. April in Logrono, Teil II dann eine Woche später am 2. Mai in Lemgo.

Und sonst so

Das Handball-Highlight zum Ausklang der Hinrunde war das Spiel der beiden Titelanwärter THW und HSV in Kiel (20.12.), das mit einem leistungsgerechten und meisterschaftsspannungsfördernden 29:29 (16:17) endete. Aktuell führt der HSV nach 20 Spieltagen die Tabelle mit 37:3 Punkten an, gefolgt vom THW mit 36:4 Punkten.

Die Sensation (und ja, dieses Wort ist hier durchaus angebracht) der Hinrunde ereignete sich am 23.12. im Südwesten der Republik beim Bundesligaspiel Balingen-Weilstetten (eine Mannschaft, die in der Kellerregion der Tabelle unterwegs ist) gegen die eigentlich mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit ausgestatteten Kieler: während der Übertragung des Spiels Lemgo gegen die SG Flensburg-Handewitt (23:24; 15:11) raunte der DSF-Kommentator über den Äther, dass sich in der ‚Hölle Süd‘ womöglich eine Sensation anbahne, kurz vor Schluss stünde es 37:37. Nicht einmal ließen die Balinger den THW mit mehr als einem Tor in Führung gehen und am Ende gewann die Mannschaft des Dr. Back dank des siebten Feldspielers mit 39:37. Und der HSV kam zur Tabellenführung wie die Jungfrau zum Kinde.

Auch stehen die Teilnehmer des Final-4-Tuniers (DHB-Pokal) fest: Die haushohe Niederlage der Kieler im Viertelfinale (06.02.) gegen entfesselt spielende Gummersbacher (35:28) wurde von den anderen Kandidaten (TuS N-Lübbecke, HSV und Rhein-Neckar Löwen) mit Äußerungen in der beliebten Maßeinheit ‚gefühlte Gerechtigkeit‘ entsprechenden kommentiert. Es wird die erste Pokalendrunde ohne Beteiligung des THWs seit acht Jahren sein. Und vielleicht wird es auch nichts mit der fünften Meisterschaftsverteidigung in Folge– aber die Saison ist noch lang…

Start der Rückrunde

Mittlerweile kann man sich nur noch schwer des Eindrucks erwehren, dass der TBV es in dieser Saison ein wenig darauf anlegt, sich bei laufendem Spielbetrieb selbst auseinanderzunehmen.

Zum Beispiel: noch vor dem ersten Spieltag wurden Trainer (Markus Baur) und sportlicher Leiter (Daniel Stephan) entlassen. Im August 2009 verlängerte Nationalmannschaftskapitän und Spielmacher Michael Kraus zwar seinen Vertrag bis 2012, aber wenig später tat er kund, zukünftig unbedingt in der Champions League spielen zu wollen– ein Ziel, das mit dem TBV Lemgo zur Zeit eher außerhalb des Möglichen zu liegen scheint. Kraus‘ Koketterie mit einem (vorzeitigen) Wechsel zu einem Champions League Kandidaten brachte ihm mehr als einen Tadel der Geschäftsführung ein.

Dann kurz vor der EM in Österreich gab der TBV bekannt, dass man den Vertrag von (National)Torhüter Carsten Lichtlein nicht verlängern wolle. Zudem verlor die Mannschaft drei der vier Spiele zwischen Weihnachten und Silvester, darunter war auch eine blamable Niederlage beim Aufsteiger TSV Hannover-Burgdorf zu verzeichnen (26:25; 15:13). Nach diesem Spiel und aufgrund der eher schwankenden Saisonleistung war in der Handballwoche gar vom TBV Lemgo als „Flop des Jahres“ die Rede.

Der Start in die Rückrunde (nach einer äußerst verkorksten EM) gelang besser, aber zur Ruhe kommt der Verein nicht wirklich. Für das Spiel am Aschermittwoch gegen den Neuling und potentiellen Abstiegskandidaten HSG Düsseldorf wurde Kraus aus disziplinarischen Gründen aus dem Lemgoer Kader gestrichen (und es folgte ein mühsamer Sieg der Lipper in der NRW Landeshauptstadt, 30:26; 14:12).

Da keine offiziellen Gründe genannt wurden, sprießen die Gerüchte: ominöse Krankmeldung und Karnevalsnächte in der alten Heimat Göppingen. Zudem bekennt Mimi Kraus in einem einschlägigen Magazin für Körperverliebte und Waschbrettbauchasprianten, dass er häufiger mal in die Heimat fahre, um dort in einem angemieteten Klub Parties zu veranstalten und selber aufzulegen. Hm, einem professionellen Anspruch werden solche Aussagen nicht wirklich gerecht und so wird man auch nicht (s)ein „Bravo Boy“-Image los. Sondern man kommt auf die Titelseite der Handballwoche mit dem Titelthema „Die Schattenseite des Ruhms“.

Gegen einen Zweitligisten aus dem Pokal geflogen und eine eher mäßige Saison, zum Glück gibt es da noch den EHF-Cup. Aber das Achtelfinalhinspiel gegen Benefica Lissabon am 13.02. vor heimischem Publikum war ein ganz schwacher Auftritt und ging mit 27:30 verloren. Das Rückspiel beim portugiesischen Vertreter am 20.02. gewannen die Ostwestfalen souverän mit 31:18 und die lippische Handballwelt ist wieder ein wenig gerader gerückt. Allerdings ist man bei der unsteten Saisonleistung des TBVs fast geneigt zu fragen: aber für wie lange?! (Der Gegner im Viertelfinale heißt BM Aragon.)

Und der zweite Tag: Slowenien

Traurig aber wahr, bereits nach dem ersten Spiel hat das beinahe schon obligatorische Verletzungspech zugeschlagen: Stefan Schröder hat sich beim Spiel gegen Polen einen Riss des Trommelfells zugezogen und der Bundestrainer nomminierte den Göppinger Christian Schöne nach.

Nach dem hart umkämpften Spiel gegen Polen und der 25:27 Niederlage, ließ es sich die polnische Presse nicht nehmen, den Sieg entsprechend zu kommentieren. Da war laut dpa von Krieg und historischen Siegen die Rede, von verdroschenen und windelweich geschlagenen Deutschen und einem endlich besiegten Deutschland. Na, unter dem 2. Weltkrieg tun es manche Nationen gar nicht. Zum Glück spielen die Engländer nicht Handball.

Nun gegen Slowenien.

Die Slowenen haben am Dienstag überraschend Rekordeuropameister Schweden geschlagen, die noch mit 13:7 in die Pause gegangen waren und das Spiel dominiert hatten. Aber dann, in der zweiten Hälfte, verloren die Schweden nach und nach ihre Linie und in den sprichwörtlich letzten Minuten haben die Slowenen das Ding mit 27:25 noch für sich entscheiden können.

Der eigentliche Star der slowenischen Mannschaft ist ihr Trainer, Noka Serdarusic. Der war jahrelang sehr erfolgreich Coach des THW Kiel und kennt die deutschen Spieler, die hier auf der Platte stehen, aus dem Effeff.

Erste Halbzeit
Es war grausam und ganz ganz schlecht. Brand nach dem Spiel: „Das Schlimmste war nach zehn Minuten schon vorbei. Da konnte es nicht mehr schlechter werden.“

Nach sechs Minuten steht es 3:0 für Slowenien und Johannes Bitter hält die Deutschen mit seinen Paraden im Spiel. Ballverluste, permanente Hektik, zahllose Fehler und ein sehr guter slowenischer Torwart veranlassen Heiner Brand in der 9. Minute (4:0) dazu, die grüne Karte zu zücken, Auszeit.

Mahnt Ruhe an, keine Hektik im Spielaufbau.

Es war zum Haare raufen: 11. Minute, die Slowenen führen mit 6:2. Nach 12 Minuten: halte ich das bis zum Schluss durch (8:2)?

Dritter Treffer für Deutschland nach fünfzehneinhalb Minuten, 3:8.

Himmel hilf, 3:10 in der 19. Minute.

Und der deutsche Handballhimmel wurde sehr sehr dunkel. 23.Minute, und schon wieder wird dem Gegner das Torewerfen leicht gemacht, 13:7. Und Jogi Bitter ist echt angepisst. Zum Schreien und zum Heulen und zum Hibbeln. Zweieinhalb Minuten vor der Halbzeitpause steht es 14:9.

Halbzeit, 11:16 aus deutscher Sicht.

Sekunden vor Schluss das elfte Tor durch Theuerkauf. Und Christian Schwarzer ist zuversichtlich, dass der Fünf-Tore-Rückstand noch aufgeholt werden könne.

okey dokey.

Wie sagte Heiner Brand vor der EM? Man könne bei dieser Vorrundengruppe alle Spiele gewinnen, aber auch alle Spiele verlieren.

Zweite Halbzeit

35. Minute und ein Sechs-Tore-Rückstand, 15:21.

Kann ich mir das antun, will ich mir das antun?

17:23 (38. Minute). Parallel im Ticker das Spiel Tschechien gegen Frankreich: nachdem die Franzosen (Olympiasieger und Weltmeister) bereits ziemlich deutlich geführt hatten, steht es kurz vor Spielende 20:18. Am Dienstag hatten sie überraschend nur unentschieden gegen Ungarn (29:29) gespielt. Bahnt sich etwas ein erneutes Unentschieden an?

Zur Hälfte der zweiten Halbzeit kommen Heiners Jungs auf drei Tore ran, 23:26 (45. Minute).

Tempogegenstoß 46. Minute, 24:26!

Der Kommentator: „… noch ist alles drin, nur noch zwei Tore.“ Oh Scheiße: 7-Meter für Slowenien, Fahrkarte Deutschland und Tor Slowenien und da sind es wieder vier Tore, 28:24. Und fünf Tore (24:29) hinten dran. Noch elfeinhalb Minuten.

Ups, Frankreich hat hauchdünn gegen Tschechien gewonnen, 21:20 (16:10).

Was ist oder war denn mit denen los?!

Beim 26:30, will ich nicht mehr. 27:30, neuneinhalb Minuten vor dem Ende.

Uiuiui.

Und immer schwerer auszuhalten, 55. Minute 30:32! 30:33. 57.Minute, 32:33! Bitter blockt, aber 7-Meter für Slowenien: 32:34. Und dann wird es ganz ganz schlimm und der Drang, zur Fernbedinung zu greifen immer größer und die Hände zittern und sind kalt: zwei Tore von Kaufmann und Theuerkauf und in der 60. Minute erstmals der Ausgleich, 34:34.
Endstand.

Nicht einmal geführt, 60 Minuten lang einem Rückstand hinterher gelaufen und dann in letzter Minute ein Unentschieden erkämpft. (Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass die Deutschen Sekunden vor Schluss sogar die Möglichkeit zum Siegtreffer hatten. Auch wenn das wünschenswert gewesen wäre, wäre es doch ein wenig zu viel des Guten gewesen, nachdem, was sie da 45 Minuten lang auf die Platte gelegt haben.) Wie sagte Brand nach dem Spiel: „Es ist ein kleines Wunder, dass wir noch ein Unentschieden geschafft haben.“

Oh yes.

Polen hat sich mit einem Sieg über Schweden (27:24) bereits für die Hauptrunde qualifiziert, ebenso Slowenien nach diesem Unentschieden.
Deutschland würde gegen Schweden am Freitag ein sogar Unentschieden reichen, um in die Haputrunde zu kommen. Aber ein Sieg wäre schon schön, auch wenn das Ergebnis nicht mit in die Hauptrunde genommen wird.

Endlich ist es soweit: Handball EM

Deutschland spielt in der (Vorrunden) Gruppe C gegen Polen, Slowenien und Schweden. Die ersten drei qualifizieren sich für die Hauptrunde, die Ergebnisse gegen die ebenfalls qualifizierten Teams werden mitgenommen. Aus der Hauptrunde (zwei Gruppen je sechs Mannschaften) ziehen dann die
jeweils zwei Gruppenbesten ins Halbfinale ein.

Drei Minuten

Im ersten Spiel ging es gegen Polen, dem Gegner der Deutschen im WM-Finale 2007 und dem Dritten der WM 2009. Bis zur spielentscheidenden 28. Minute war es vor allem der Torwart Johannes Bitter, der seine Mannschaft mit sechs abgewehrten Bällen im Spiel hielt (davon zwei 7-Meter). Es stand 8:8 (Ausgleich Kaufmann in der 27. Minute), als die Deutschen plötzlich wie von der Rolle agierten und gar nicht mehr mitspielten: innerhalb von drei Minuten kassierten sie vier(!) Gegentore, drei davon auch noch in Überzahl.

Ganz schlecht.

Und was kurz zuvor noch wie ein umkämpftes Handballspiel mit wenigen Toren aussah, verwandelte sich in ein sehr ungünstiges Halbzeitergebnis, 8:12.

Und in der zweiten Hälfte wurde es nicht wirklich besser. Die
schrecklichen drei letzten Minuten der ersten Hälfte lieflen sich nicht
mehr aufholen. Und das, obwohl die Polen schwach in die zweite Halbzeit
starteten. Sehr viel Kampf und sehr wenig Spiel.

Eine viertel Stunde vor Ende stand es 12:18. Und auch wenn sich Brands Truppe in den letzten fünf Minuten dreimal auf zwei Tore heran kämpfte, es reichte nicht. Wie schrieb Christian Zaschke in der SZ: „… doch die Polen behielten die Nerven, sie brachten den Vorsprung ins Ziel – den Vorsprung, den sie sich in den drei Minuten erspielt hatten, als die Deutschen das Mitspielen vergaßen.“

25:27. Sehr traurig.