Start der Rückrunde

Mittlerweile kann man sich nur noch schwer des Eindrucks erwehren, dass der TBV es in dieser Saison ein wenig darauf anlegt, sich bei laufendem Spielbetrieb selbst auseinanderzunehmen.

Zum Beispiel: noch vor dem ersten Spieltag wurden Trainer (Markus Baur) und sportlicher Leiter (Daniel Stephan) entlassen. Im August 2009 verlängerte Nationalmannschaftskapitän und Spielmacher Michael Kraus zwar seinen Vertrag bis 2012, aber wenig später tat er kund, zukünftig unbedingt in der Champions League spielen zu wollen– ein Ziel, das mit dem TBV Lemgo zur Zeit eher außerhalb des Möglichen zu liegen scheint. Kraus‘ Koketterie mit einem (vorzeitigen) Wechsel zu einem Champions League Kandidaten brachte ihm mehr als einen Tadel der Geschäftsführung ein.

Dann kurz vor der EM in Österreich gab der TBV bekannt, dass man den Vertrag von (National)Torhüter Carsten Lichtlein nicht verlängern wolle. Zudem verlor die Mannschaft drei der vier Spiele zwischen Weihnachten und Silvester, darunter war auch eine blamable Niederlage beim Aufsteiger TSV Hannover-Burgdorf zu verzeichnen (26:25; 15:13). Nach diesem Spiel und aufgrund der eher schwankenden Saisonleistung war in der Handballwoche gar vom TBV Lemgo als „Flop des Jahres“ die Rede.

Der Start in die Rückrunde (nach einer äußerst verkorksten EM) gelang besser, aber zur Ruhe kommt der Verein nicht wirklich. Für das Spiel am Aschermittwoch gegen den Neuling und potentiellen Abstiegskandidaten HSG Düsseldorf wurde Kraus aus disziplinarischen Gründen aus dem Lemgoer Kader gestrichen (und es folgte ein mühsamer Sieg der Lipper in der NRW Landeshauptstadt, 30:26; 14:12).

Da keine offiziellen Gründe genannt wurden, sprießen die Gerüchte: ominöse Krankmeldung und Karnevalsnächte in der alten Heimat Göppingen. Zudem bekennt Mimi Kraus in einem einschlägigen Magazin für Körperverliebte und Waschbrettbauchasprianten, dass er häufiger mal in die Heimat fahre, um dort in einem angemieteten Klub Parties zu veranstalten und selber aufzulegen. Hm, einem professionellen Anspruch werden solche Aussagen nicht wirklich gerecht und so wird man auch nicht (s)ein „Bravo Boy“-Image los. Sondern man kommt auf die Titelseite der Handballwoche mit dem Titelthema „Die Schattenseite des Ruhms“.

Gegen einen Zweitligisten aus dem Pokal geflogen und eine eher mäßige Saison, zum Glück gibt es da noch den EHF-Cup. Aber das Achtelfinalhinspiel gegen Benefica Lissabon am 13.02. vor heimischem Publikum war ein ganz schwacher Auftritt und ging mit 27:30 verloren. Das Rückspiel beim portugiesischen Vertreter am 20.02. gewannen die Ostwestfalen souverän mit 31:18 und die lippische Handballwelt ist wieder ein wenig gerader gerückt. Allerdings ist man bei der unsteten Saisonleistung des TBVs fast geneigt zu fragen: aber für wie lange?! (Der Gegner im Viertelfinale heißt BM Aragon.)